Konzert, NRW

Jazz meets Krimi |

Isabelle Achran und Markus Schinkel im Jazzclub Hürth

Text: Michael Vogt

Hürth, 17.02.2023 | Zu einer Premiere luden die Lesefreunde in den Jazzkeller Hürth. Erstmals trat der Verein, der sich dafür engagiert, das vielfältige Angebot der Stadtbücherei bekannter zu machen und die Lesekultur in Hürth zu fördern, als Veranstalter in der gemütlichen Spielstätte des Jazzclubs Hürth e. V. in Erscheinung. Auf dem Programm stand eine Lesung der Krimi-Autorin Isabella Archan mit musikalischer Begleitung von Pianist Marcus Schinkel.

Und das Konzept ging auf: So voll wie an diesem Abend hatte man den Jazzkeller schon lange nicht mehr gesehen, was bei Wolfgang Schriever, Beisitzer im Vorstand der Lesefreunde, für Begeisterung sorgte. In seiner Begrüßung verwies er auf die Verbindung, die Krimi und Musik haben. Er erinnerte an Filme wie Louis Malles „Fahrstuhl zum Schafott“ für den Miles Davis den Soundtrack einspielte, oder an Schlager wie Bill Ramseys „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Schriever dankte ausdrücklich auch Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs, dafür, den Jazzkeller als Veranstaltungsstätte für die Lesefreunde geöffnet zu haben.

Von Morricone bis Beethoven

Den Auftakt des Programms machte Marcus Schinkel, den das Hürther Publikum vor allem von seinen fulminanten Auseinandersetzungen mit Beethovens Werk kennt. An diesem Abend zeigte der Pianist sich jedoch auch von einer anderen Seite, als Multiinstrumentalist, der gleichzeitig auf dem Klavier und einer Harmonika spielte oder seine Ausflüge in die Welt der Film- und Krimi-Musik effektvoll mit elektronischen Klängen garnierte. Die Bandbreite reichte von Ennio Morricones Musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ bis hin zu Ron Goodwins kultiger Miss-Marple-Titelmelodie. Und natürlich ließ es sich Schinkel am Ende des Abends nicht nehmen, doch noch auf Beethoven zurückzukommen.

Neben Harald Krassnitzer als Gretchen auf der Bühne

Nicht nur das Publikum zeigte sich von dieser Mischung begeistert. Auch Isabella Archan verriet, dass ihr die Zusammenarbeit mit Schinkel so gut gefallen habe, dass sie ihn nun am liebsten immer mit zu ihren Veranstaltungen nehmen würde. Eine Lesung mit viel Humor und einer ordentlichen Portion Gänsehaut hatte Archan im Vorfeld des Abends versprochen. Und genau das lieferte die Autorin, die als Schauspielerin an Staats- und Stadttheatern in Österreich, der Schweiz und Deutschland begonnen hatte. Unter anderem erzählte sie davon, dass sie als Gretchen auf der Bühne gestanden hatte – neben Harald Krassnitzer, den viele als Tatort-Kommissar Moritz Eisner kennen, in der Rolle des Faust.

Fesselnde Erzählerin

Bevor sie sich daran machte, aus ihrem Roman „Die Mördermitzi und der Sensenmann“ zu lesen, nahm die Autorin, die für ihre Krimi-Reihen rund um Figuren wie Dr. Leo Kardiff, Willa Stark und Inspektor Ferdinand Sterz bekannt ist, das Publikum mit auf eine imaginäre Reise in den Sommerurlaub. Wohin? Natürlich nach Österreich, wo die Wahlkölnerin geboren wurde und viele ihrer Romane ansiedelt. Mit makelloser Diktion, augenzwinkerndem Pathos und einer Bühnen-Stimme, die problemlos auch den letzten Winkel des Jazzkellers erreichte, schlug Archan das Publikum sofort in ihren Bann. Schnell machte Archan klar, dass sie auch ohne vorliegenden Text eine fesselnde Erzählerin ist, die sich mühelos zwischen Dialekt und Bühnensprache bewegt und einen treffsicheren Sinn für Situationskomik hat. Archan blieb im Verlauf des weiteren Programms dabei, nicht nur aus ihrem Roman zu lesen, sondern auch interessante Hintergrundinformationen zu ihren Figuren zu liefern. Außerdem hatte sie für das Publikum Tipps mitgebracht, wie man im Falle einer krimimäßigen Gefahrenlage am besten mit heiler Haut aus der Situation kommt – nicht ganz erst gemeint, aber sehr unterhaltsam. Und natürlich machte sie anhand von Passagen aus „Die Mördermitzi und der Sensenmann“ Lust auf den Krimi, in dem ein Serientäter sein Unwesen in Kufstein treibt.

Synergie-Effekte, die Kultur in Hürth braucht.“

Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, war nach dem Abend sehr zufrieden und freute sich darüber, dass die Lesefreunde auf seinen Vorschlag eingegangen waren, im Jazzkeller eigene Veranstaltungen durchzuführen: „Wir alle wissen, dass es die Kultur im Moment nicht leicht hat. Umso wichtiger ist es, wenn Kultur-Vereine gemeinsam dafür einstehen, dass es hochwertige Angebote in unserer Stadt gibt. Das sind die Synergie-Effekte, die Kultur in Hürth braucht. Dass so viele Menschen in den Jazzkeller gekommen sind, um Literatur und Musik zu genießen, verstehen wir als Aufforderung, in diese Richtung weiterzudenken. Der Jazzclub ist in jedem Fall zu einer Fortführung der Reihe bereit!“