Mönchengladbach, 02.02.2020 | Das Cello ist – allein vom Tonumfang her, das universellste Streichinstrument. Zugleich ist es gemeinhin am stärksten auf konventionelle Einsatzbereiche festgelegt, da es üblicherweise überwiegend als Klassik-Instrument konnotiert ist. Jazz-Cellisten gelten immer noch als „Exoten“, aber die geben sich umso emazipierter: Etwa der Kölner Gunther Tiedemann. Und so wurde bei der von ihm intiierten Triobegegnung im kunstsignal (Alter Bahnhof Mönchengladbach-Rheydt-Geneicken) das „alternative Cellospiel“ groß geschrieben.
„Alternative Cello Playing“ heißt ein mittlerweile internationales Netzwerk, das auch Festivals ausrichtet. Dort traf Tiedemann auf den gebürtigen Kubaner Yaniel Matos, einen Seelenverwandten. Dieser lebt heute in Sao Paolo, reiste über den Umweg Lissabon zum Konzerttermin nach Mönchengladbach an und hatte in Lissabon „mal eben“ ein neues Cello gekauft, das im kunstsignal Premiere hatte. Also entbehrte schon die Vorgeschichte dieses Abends einer gewissen Dynamik nicht.
Die hörbare Folge: Es braucht überhaupt keine Anlaufzeit, bis die zwei Cellisten sowie Tiedemanns langjähriger Duo-Partner an der Gitarre David Plate in ein Bad aus Klangfarbe hinein ziehen. Was hier an Rhythmen und Aktzenten jede Nervenzelle in Schwingung versetzt, dafür brauchen andere eine ganze, große Band. Allein die aufbrausende Dynamik, die nur durch kraftvolle Bogenstriche ensteht, belegt, warum das Wort crescendo von anwachsen kommt. Stilistisch geht es in melodiöse und auch bei akrobatischster Instrumtenbeherrschung immer unterhaltsam bleibende Richtungen. Weit gespannte Melodien, oft auch Bluesschemata, die es rocken lassen, ebenso ausgesuchte Latin- und Jazz-Ingredienzien bilden die Substanz. Noch mehr Farbe leuchtet auf, wenn Yaniel zum Piano wechselt, welches er in bestem Sinne „singen“ lässt. Eine melancholische Ballade bezieht sich auf jene Wintertristesse, die auch in Köln erlebbar ist, aus der aber die wärmende Emotion dieses Trios aber auch wieder zuverlässig hinaus führt.
Und diese drei hochmotivierten Spieler sind flexibel, wie es Jazzern im besten Sinne entspricht: Also integrieren sie eine spontane, deutsch textiere Tango-Gesangseinlage von Iwan Harlan. Harlan bereichert mit seinen Tango-Events das Programmspektrum im Kunstbahnhof. Hier integrierte sich sein charmantes Gastspiel in den Spielfluss des Trios!
Musiker, die etwas zu sagen haben und eine Vision transportieren, ein intimer Rahmen mit hervorragender Akustik und eine sehr direkte Kommunikation mit dem Publikum – für solche Qualitäten setzte auch dieser Abend in dieser noch jungen Spielstätte wieder einmal Maßstäbe!