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"Wir durften uns wie Rockstars fühlen"

Chris Hopkins & Scott Hamilton beim Zeltfestival Ruhr

Witten, 21.09.2023
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

Beim Zeltfestival Ruhr im August fand mit einem Riesenerfolg zum ersten Mal ein Jazzkonzert statt: CHRIS HOPKINS meets SCOTT HAMILTON.

Location Zeltfestival

Zeltfestival und Jazz – wie geht das zusammen? Chris Hopkins erklärt das seinem US-Kollegen Scott Hamilton gleich zu Beginn des Konzerts so: Beim Zeltfestival treten normalerweise Popstars auf, Jazzmusiker werden dort deshalb auch wie Popstars gefeiert. Und er behält recht. Am Ende erklatschen alle 600 begeisterten Zuschauer mit standing ovations eine Zugabe.

Die Atmosphäre ist bei so einer Location schon eine ganz andere. Eine im Sonnenlicht gleißend weiße Zeltstadt, darin offeriert ein ‘Markt der Möglichkeiten’ viele Dinge, die man nicht wirklich braucht, viel Gastronomie und viel Gedränge. Hier hat schon das Gelände allein Eventcharakter und kostet 5 Euro Eintritt, wenn man keine Veranstaltung besucht. Doch wenn man ins Zelt kommt, ist alles ganz anders. Kein Licht scheint durch das Zeltdach und es ist sogar etwas kühl. Die Akustik ist erstaunlich gut.

SWINGING IN SUMMERTIME

Das Motto des Konzerts ‘Von New York bis Rio, von New Orleans bis Paris’ macht deutlich, dass man mit einem breitgefächerten Repertoire eine große Personengruppe ansprechen will.
Nach einer freundlichen Ansage von Chris Hopkins beginnt das Konzert mit ‘Drop me off in Harlem’. Der Titel passt, denn der US-Amerikaner Scott Hamilton hat sich erst vor kurzem nach einem Konzert im berühmten ‘Birdland’ auf den Weg gemacht. Scott Hamilton ist wohl der weltweit wichtigste Tenor-Saxophonist des swingenden Mainstream-Jazz. Über ein Konzert mit Chris in der Münchener ‘Unterfahrt’ berichtete NRWJAZZ in einer Review vor zwei Jahren.
Nach der Pause strömen die Zuschauer wieder zurück ins Dunkel des Zelts. Kurz vorher noch unter blauem Himmel, da kommt Irving Berlins ‘Blue Skies’ gerade richtig und unterstützt die heitere Stimmung. Chris Hopkins spielt viele brillante Soli und erhält viel Applaus. Im Vordergrund steht aber Scott Hamilton, der immer wieder mit seinem TenorSax, mit seinen Soli die Zuschauer begeistert. Ein Höhepunkt ist ‘Body and Soul’, das Scott mit ganz ähnlichem Sound wie damals Coleman Hawkins spielt.

Auch der Bassist Henning Gailing bringt sich oft mit interessanten Soli ein, bei ‘Gone with the wind’ spielt er durchgängig ein Feature auf dem gestrichenen Bass. Der Drummer Oliver Mewes könnte gut auch in einer Bigband spielen, mit seinem glasklaren, präzisen Timing und seinen kunstvollen Breaks.
Für die Zugabe hatte sich Scott schon vorher ‘Tonight I shall sleep with a smile on my face’ gewünscht. Dieses Stück hatte Duke Ellington 1946 geschrieben, Tommy Dorsey spielte damals in Dukes Band Posaune. Heute ist Scott der Hauptakteur, er spielt es sehr warmherzig, geradezu elegisch, und bringt das Konzert zu einem fulminanten Abschluss.

Interview mit CHRIS HOPKINS

Hallo Chris, wie hast du euer Konzert beim Zeltfestival erlebt?

Ich bin immer noch überwältigt von dem großen Erfolg, mit dem ich nicht unbedingt gerechnet hatte. Wir waren meine ich der erste Jazz Act jemals auf dem Zeltfestival, das ansonsten musikalisch ja etwas anders ausgerichtet ist. Aber das Konzert war komplett ausverkauft und das Publikum dermaßen aus dem Häuschen, dass wir uns für einen Abend wie Rockstars fühlen durften;-). Etwa die Hälfte der Zuschauer gehörten zu unseren ‘Stammgästen’, doch die andere Hälfte war neu und hätte ansonsten vielleicht kaum ein Jazzkonzert erlebt. Damit haben wir viele neue Fans für unsere Musik gewonnen. Andersherum hat auch das Zeltfestival davon profitiert, weil viele meiner Jazzfans, die zum Teil von weit her angereist sind, auf diese Weise die spektakuläre Zeltstadt am Kemnader See kennen gelernt haben und vielleicht in Zukunft wiederkommen.

Du bist ja weltweit unterwegs. Hast du einige Lieblingslocations?

Mir sind alle Locations wichtig, ob sie nun groß und renommiert sind, wie etwa die Elbphilharmonie oder klein und fein mit dem Publikum ganz nah dran und ohne Mikrophone wie z.B. die ‘Kunstwerkstatt am Hellweg’ in Bochum. Vor kurzem haben wir sogar im Allgäu auf einer Bergstation konzertiert, das war vor der Kulisse der Kanzelwand natürlich atemberaubend. Die Mischung macht's und jede Location hat ihren eigenen Charme.

Wir haben schon oft über deine Konzerte berichtet. Du kommst beim Publikum immer gut an. Wie machst du das?

Das weiß ich zum Glück selber nicht genau, aber ich denke neben der stets hohen Qualität der Musik, ist die Kommunikation mit dem Publikum sehr wichtig, um schnell das Eis zu brechen und die Leute abzuholen. Das ist immer eine kleine Herausforderung, denn etwas Humor und Augenzwinkern gehört genauso dazu wie seriöse Information. Letztlich geht es darum, gemeinsam einen super Abend zu verbringen, sodass alle musikalisch inspiriert, gefordert und bestens unterhalten werden. Alle sollen mit glücklichen Gesichtern nach Hause gehen und wiederkommen, um für einen Abend in eine andere, positive Welt abzutauchen.

Wie geht es weiter?

In diesem Jahr spiele ich etwa 150 Konzerte. Mit dem New Yorker Tasten-Löwen Ehud Asherie trete ich eine ganze Woche lang in NRW mit ‘Swingenden Duetten an zwei Flügeln’ auf: am 17.9. um 17:00 in Lünen zur Eröffnung des Festivals ‘Take 5 Jazz am Hellweg’ mit Götz Alsmann als Moderator, im Duo am 17.9. bereits um 11:00 im 'Konzerthaus Dortmund' sowie am 18. und 19.9. in Bochum in der Kunstwerkstatt am Hellweg, am 21.9. bei Steinway in Düsseldorf und am 22.9. in Bonn im Klavierhaus Klavins - überall stehen zwei tolle Flügel! Ab Ende September bin ich dann mehr als 3 Wochen lang in ganz Deutschland und der Schweiz mit meinen australischen Jazz Kangaroos unterwegs, u.a. am 3.10. in Köln im Urania Theater, am 4.10. auf der Burg Baesweiler und am 5.10. in Gelsenkirchen im Renaissance-Schloss Horst. Es folgen Tourneen im November mit 'Viva Valente", im Dezember mit den 'Young Lions' und dann mit meiner 'Swinging Christmas"'. Es geht also ganz schön rund und ich freue mich riesig auf all die Konzerte!

Für nächstes Jahr ist natürlich auch einiges in Planung: Scott Hamilton, mit dem wir ja gerade beim Zeltfestival gespielt haben, ist in den USA auch oft mit der famosen Sängerin und Bassistin Nicki Parrott aufgetreten. Ich plane mit ihr nun eine lange Konzertreise im Herbst 2024, das wird etwas ganz Besonderes.
Alle Infos unter: www.hopkinsjazz.com

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