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Chilly Gonzales "F*CK WAGNER"

Petition zur Umbenennung einer Straße

Köln, 30.04.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Werk und Künstler trennen? Der Sänger, Pianist und Entertainer Chilly Gonzales will das nicht. In „F*CK WAGNER“ rechnet er mit dem deutschen Kulturgut Richard Wagner ab, vor allem weil Wagner ein krasser Antisemit war.

Deshalb fordert Gonzales die Umbenennung der Kölner Richard-Wagner-Straße in Tina-Turner-Straße. Im April hat er im ZDF Magazin Royale zusammen mit dem Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld sein Stück "F*CK WAGNER" vorgestellt:



"Let's change  Richard-Wagner-Straße to Tina Turner Straße"

Dazu hat er eine Petition gestartet, die sich an die Kölner Oberbürgermeisterin richtet.

Bei change.org kann man die Petition mit Unterschrift unterstützen, sein Vorhaben begründet Gonzales dort genauer:

"Richard Wagner war ein großer Komponist, aber ein scheußlicher Mensch. Heute betrachten wir das Europa des späten 19. Jahrhunderts als ein Milieu vieler veralteter Ideen, besonders die Vorurteile gegenüber Juden. Wagner nutzte seine Plattform als führender Intellektueller, um in seinem Aufsatz „Das Judenthum in der Musik“ (1869) den ohnehin bestehenden Antisemitismus noch zu befeuern. Er schreibt darin, neben vielen anderen Beispielen: "Der Jude ist der plastische Dämon des Verfalls der Menschheit".
Die Richard-Wagner-Straße neu zu benennen, wäre keine Cancel Culture, sondern die Trennung des Werks vom Künstler. Wir fordern nicht, die Aufführung von Wagners Opern zu stoppen. Aber wenn eine Straße in der Kölner Innenstadt den Namen eines Antisemiten trägt, der nicht einmal eine enge Beziehung zu Köln hatte, ehren wir damit meines Erachtens einen unwürdigen Mann.

Die Entfernung von Richard Wagners Namen ermöglicht es uns, den Menschen aus der Gleichung zu entfernen, seinen künstlerischen Beitrag klarer zu sehen und sein kreatives Schaffen zukünftig auf andere Weise zu würdigen, zum Beispiel durch die Inszenierung seiner Opern. Sobald es uns gelungen ist, Richard Wagners Namen von der Straße zu entfernen, werden wir eine weitere Maßnahme vorschlagen: die Umbenennung in Tina-Turner-Straße. Wer wäre dafür besser geeignet als eine afroamerikanische Komponistin und Sängerin, die Köln neun Jahre lang zu ihrer Heimat gemacht hat? Die Umbenennung in Tina-Turner-Straße wäre eine würdige Hommage an eine weltweit bekannte und geliebte Wahlkölnerin, die 2023 verstorben ist.
Wir haben derzeit die Unterlagen beim Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt eingereicht und warten auf die Entscheidung des Innenstadtparlaments darüber, ob unser Antrag an den Rat der Stadt Köln weitergeleitet werden kann."

https://www.chillygonzales.com/fuck-wagner-petition/

Die Band KETTCAR spricht bei ihrem neuen, sehr politischen Album "Gute Laune ungerecht verteilt" auch das Thema Wagner an. Beim Song "Kanye in Bayreuth" geht es um Cancel Culture und das Verhältnis zwischen Künstler und Werk. Mit Kayne ist der Rapper Kanye West gemeint, der sich inzwischen sehr rassistisch und antisemitisch gibt. Der im Text genannte 'grüne Hügel' ist der Hügel in Bayreuth, auf dem das Festspielhaus der  Bayreuther Festspiele steht. In der letzten Strophe des langen Textes singt Marcus Wiebusch:



"In einer Bayreuther Sommernacht - den grünen Hügel rauf
Morrissey, Louis C.K. - den grünen Hügel rauf
Dass Moral hier objektiv ist, das glaub ich kaum
Gegen Wagner ist jedes Arschloch ein Pausenclown
Das ist subjektiv, meine Meinung, scheißegal
Subjektiv, deine Meinung, auch egal
Und jetzt guck in deinen Plattenschrank
Und dann reg dich auf
Heut′ Nacht geht's für alle
Den grünen Hügel rauf"

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